Die Umsetzung der Verkehrswende in Berlin

Sanierung und Erneuerung der Verkehrsinfrastruktur

 

In den vergangenen Jahren hat sich im Berliner Verkehrsgeschehen ein Trend abgezeichnet, der aufgrund der Fokussierung auf die spezifischen Anforderungen der Stadt oft übersehen wurde. Internationale Entwicklungen und Trends wurden nicht berücksichtigt. Eine Studie von Greenpeace zeigt, dass Berlin im Durchschnitt nur 4,70 Euro pro Einwohner und Jahr in Radwege und Verkehrssicherheit investiert. Im Vergleich dazu investieren Amsterdam 11,00 Euro und Kopenhagen sogar 36,50 Euro. Diese Städte erzielen durch niedrige Emissionen, verbesserte Verkehrssicherheit und eine höhere Lebensqualität klare wirtschaftliche Standortvorteile im globalen Wettbewerb.

 

U-Bhf Museumsinsel in Berlin - Nachhaltige Mobilität

Der neue U-Bahnhof Museumsinsel Foto: C. Hajer

 

 

Das Berliner Mobilitätsgesetz  – Fahrplan für eine nachhaltige und klimagerechte Mobilitätspolitik

Im Jahr 2017 wurde eine bedeutende Veränderung eingeleitet, als die neue Senatsverwaltung für Mobilität gebildet wurde. Diese vereinte die Ressorts Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (Sen UVK). Das Ziel war es, den aktuellen internationalen Megatrends Rechnung zu tragen und sich auf drei zentrale Aspekte der Verkehrswende zu konzentrieren: Urbanisierung, Digitalisierung und Dekarbonisierung.

 

 

Radfahrer passieren Zählstation mit Digitalanzeige

Zählstation für Fahrräder in der Karl-Marx-Allee in Mitte. Foto: C. Hajer

 

Im Februar 2018 wurde in Berlin das erste Mobilitätsgesetz Deutschlands verabschiedet. Das Gesetz sieht eine verstärkte Förderung des Radverkehrs vor. Das Radverkehrsnetz wird schrittweise erweitert und es werden Fahrradschnellwege mit einer Länge von über 100 km neu angelegt. Dabei wurde Expertise aus Kopenhagen eingeholt.

Durch den Ausbau der Radinfrastruktur soll die Verkehrssicherheit verbessert werden. Dazu gehören insbesondere der Bau geschützter Radwege und die Beseitigung von Gefahrenstellen. Zudem ist geplant, die Anzahl der Fahrradstellplätze deutlich zu erhöhen. Während der Corona-Zeit wurden außerdem temporäre Radstreifen, sogenannte Pop-up-Radwege, auf einer Strecke von 27 Kilometern eingerichtet. Die Deutsche Umwelthilfe hat eine Übersicht über die Berliner Pop-Up-Radwege im Vergleich zu anderen europäischen Städten erstellt. Die dauerhafte Nutzung dieser Radwege ist  allerdings noch ungewiss.

 

 

Radverkehr Berlin _Verkehrswende

Kreuzungssituation mit neuer Fahrspuraufteilung und farbigem Fahrbahnbelag. Foto: C. Hajer.

Zur Eindämmung der zunehmenden Emissionen durch Verbrennungsmotoren wird auch die Einführung einer City Maut nach dem Vorbild anderer europäischer Städte wie London, Oslo, Mailand oder Stockholm diskutiert.

 

Ladeinfrastruktur für E-Mobilität in Berlin

Im Frühjahr 2022 existieren stadtweit etwa 1900 Ladepunkte für PKW oder leichte Nutzfahrzeuge wie Scooter, Roller etc. auf öffentlichem oder privatem Grund. Für den weiteren Ausbau der städtischen Ladeinfrastruktur bis zum Jahr 2030 wurde ein städtisches Unternehmen damit beauftragt, 2.000 weitere neue öffentliche Ladepunkte für ca. 10 Mio. Euro errichten.  Davon sind  mindestens 200 als Schnellladepunkte geplant.

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E-Auto an der Ladestation

Der Nahverkehrsplan 2019

Seit März 2019 liegt ein neuer Nahverkehrsplan vor, mit einer Investitionsplanung von 28 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030.

Die regionale Siedlungsentwicklungsplanung konzentriert sich hauptsächlich auf die Anbindung an bestehende Bahnlinien, was zu einem Anstieg der Pendler führen wird, die vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Das Ziel ist es, bestehende Mängel im öffentlichen Nahverkehr zu beseitigen und das Angebot zu verbessern.
Zudem wird die Vernetzung innerhalb der Metropolregion Berlin-Brandenburg für Pendler und den Wirtschaftsverkehr optimiert.
Die Anzahl der U-Bahn-Waggons soll um 30% auf 1650 erhöht werden. Es werden 500 neue Waggons für die S-Bahn angeschafft und die Taktzeiten werden ausgeweitet. Des Weiteren werden drei Tramlinien um 85 Kilometer verlängert.
Für 810 Mio. Euro wurden neue E-Busse bestellt. Derzeit sind bereits 300 E-Busse der Firmen Solaris und Ebusco im gesamten Tarifgebiet der BVG im Einsatz. Es sind noch 1.500 Dieselbusse im Betrieb. Bis zum Jahr 2030 sollen alle Buslinien ausschließlich mit E-Bussen fahren.

 

 

Stadtbus der BVG mit Elektroantrieb. Foto: Christian Hajer berlininfo

E-Bus der BVG in Berlin.    Foto: C. Hajer.

Das Berliner Fußverkehrsgesetz

Im Januar 2021 wurde zudem das erste Fußverkehrsgesetz in Deutschland beschlossen -ein zentraler Punkt der Verkehrswende in Berlin. Dabei werden in elf Paragraphen Vorgaben für die künftige Mobilitätsplanung im öffentlichen Raum gemacht.

Durch eine Festlegung rechtlich verbindlicher Vorgaben erfolgt die zuvor beschlossene rechtliche Gleichstellung der Verkehrsarten. Im Jahr 2020 waren von den 50 im Berliner Verkehr getöteten Personen 19 Fußgänger. Mit den Maßnahmen wird „Vision Zero“ (Opfer) angepeilt, um die Sicherheit für die Fußgänger zu erhöhen. Mehrere Pilotprojekte zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität im städtischen Raum wurden beschlossen. Sie basieren auf der Idee der Neuaufteilung der Straßenräume, um die Nutzungs- und Flächengerechtigkeit urbaner Mobilität zu erhöhen. Auch Initiativen der Zivilgesellschaft spielen eine große Rolle, so bei der Bestimmung der Parkplatzdichte im Zentrum von Berlin.

 

Fußverkehr in Berlin-Verkehrswende

Bei den Planungen zur Mobilitätswende in der Berliner Innenstadt spielt der Fußverkehr eine immer wichtigere Rolle.    Foto: C. Hajer.

 

 

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