Vergangenheit und Zukunft des Berliner Spreeparks

 

Berlins bekanntester Lost Place an der Spree wird zu einem Park neuen Typs.

Naturerleben, Erholung und Kunst bilden dabei die Leitgedanken für die Umwandlung der 24 Hektar großen Fläche. Ein auf eine nachhaltige Zukunft gerichtetes grünes Transformationsprojekt im südöstlichen Spreeraum Berlins. Wesentliche Elemente seiner Geschichte werden dabei in die Neukonzeption miteinbezogen:

  • Das Ausflugslokal Eierhäuschen aus dem 19. Jahrhundert
  • Das Riesenrad des Kulturparks aus der DDR-Zeit
  • Reste des ehemaligen Vergnügungsparks „Spreepark“
  • Zugewachsene Flächen der Lost-Place-Periode der vergangenen Jahre.

Damit blickt der Landschaftsraum auf eine wechselvolle Geschichte als Natur- und Kulturraum zurück.

Der südöstliche Spreeraum- Karriere einer städtischen Wasserlandschaft

Bereits im 18. Jahrhundert wird die Spreelandschaft südöstlich des Stadtzentrums für Erholungszwecke genutzt. So baut der Berliner Adel Villen für die Sommerfrische auf der Stralauer Halbinsel, die auch als Luftkurort gilt.

Im 19. Jahrhundert beginnt dann die Phase der Wochenendausflüge der wachsenden Berliner Stadtbevölkerung.
So diente der neu aufgeforstete Plänterwald Bürgertum und Adel für den morgendlichen Ausritt.
1876 eröffnet der 88 Hektar große Treptower Park und am Spreeufer entstehen Biergärten und Schiffsanleger für Ausflugsschiffe.

„Ach, Frau Gräfin, ich sehe, Sie rechnen auf etwas extrem Idyllisches und erwarten, wenn wir angelangt sein werden, einen Mischling von Kiosk und Hütte. Da harrt Ihrer aber eine grausame Enttäuschung. Das ›Eierhäuschen‹ ist ein sogenanntes ›Lokal‹, und wenn uns die Lust anwandelt, so können wir da tanzen oder eine Volksversammlung abhalten. Raum genug ist da. Sehen Sie, das Schiff wendet sich schon, und der rote Bau da, der zwischen den Pappelweiden mit Turm und Erker sichtbar wird, das ist das ›Eierhäuschen‹.«“

Auszug aus Fontane, der Stechlin, 1898

Den Höhepunkt dieser Zeit bildete die Eröffnung der Berliner Gewerbeausstellung 1896, eine Leistungsschau des Baugewerbes nach dem Gründerkrach, mit vielen Kulissenarchitekturen und Attraktionen. Einige temporär, einige dauerhaft. Die Architekturen suchten dabei stets den umgebenden Landschaftsraum als Bezugspunkt. Die Abtei, Insel der Jugend, Archenhold Sternwarte, eine künstliche Pyramide. Heute würde man das als Themenpark bezeichnen.  In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, entstehen erste Vergnügungsparks mit Fahrgeschäften, der letzte schließt mit Kriegsbeginn 1939.

Die gleichzeitig stattfindende Randwanderung der Industrie besetzte die Spreeufer für Transport, die Kühlung der Maschinen und die Einleitung von Schmutzwasser. Unter anderem die AEG, eine Glashütte, eine Palmölfabrik und schließlich das gegenübergelegene Großkraftwerk Klingenberg 1927, das den Himmel schwarz färbte.

 

Der Kulturpark Plänterwald

1969 eröffnete die DDR auf dem Standort einer früheren Baumschule den 29 ha großen „Kulturpark Plänterwald“, den größten und einzigen dauerhaft geöffneten Freizeitpark der DDR. Besondere Begeisterung wecken die vielfältigen Fahrgeschäfte, die auf einer asphaltierten Fläche präsentiert werden. Geboten wird aber auch niveauvolles Unterhaltungsprogramm, so gibt es Veranstaltungen mit den Schauspielern Manfred Krug oder Armin Müller-Stahl.

1979 erfolgte die Ausweisung des benachbarten Plänterwalds als Landschaftsschutzgebiet.

 

Der Vergnügungspark Spreepark

Nach der Wiedervereinigung kaufte 1991 der Unternehmer und Schausteller Norbert Witte die Fläche vom Bezirk.  Von ihm stammt auch der neue Name „Spreepark“. Der Name greift die Lage am Wasser auf. Seine Idee ist es, das Thema Wasser zum Motto seines Themenparks zu machen.
Er investiert in die großflächige Umgestaltung des Areals mit Wasserflächen und Kanälen, künstlichen Felslandschaften und Kulissenarchitekturen, in welche die neuen Fahrgeschäfte eingebettet werden.

In den Jahren nach der Wiedervereinigung schließen auch die großen Industriebetriebe, das Heizkraftwerk Klingenberg stellt zuletzt 2017 das Verfeuern von Braunkohle ein.

 

Der Lost Place

2001 wird die Anklage wegen Insolvenz des Eigentümers geschlossen. Die Anlagen verfallen, und die Natur erobert sich den Raum zurück. Der Zaun der Anlage wirkt zunehmend löchrig und der Park wird über die Jahre zum Ort nächtlicher Partys. Vor allem Fotos von Lost Places Motiven verbreiten sich über die sozialen Netzwerke und sorgen für eine Popularisierung des Parks und erhalten internationale Aufmerksamkeit. In den Jahren 2009-14 finden dort erste Führungen statt.

2014 brennen die Kulissenstadt Alt-England bei einem nächtlichen Feuer ab.

In diesem Jahr erwirbt die Stadt Berlin nun die Fläche und überträgt 2016 der landeseigenen Grün Berlin-GmbH die Planung, den Bau und Betrieb eines neu einzurichtenden Parks.

Nach einem zweistufigen Verfahren der Bürgerbeteiligung wird 2018 ein Rahmenplan zur Entwicklung präsentiert.

Über soziale Netzwerke wir der Spreepark in dieser Zeit auch international bekannt.

 

„Natur, Kultur, Kunst“ Das neue Konzept

Tonnen von Schrott der alten Fahrgeschäfte, Teerpappen, Asbest und Isoliermaterial maroder Gebäude wurden in den letzten Jahren entsorgt.

Markante Elemente aus der Geschichte des Vergnügungsparks finden Eingang in die Konzeption des Parks. Bedeutsam ist vor allem das 40 Meter über die Baumkronen ragende, weithin sichtbare Riesenrad, das über die Jahrzehnte zum Logo des Plänterwalds wurde. Auch das Dorf Alt-England soll als Kulisse für Veranstaltungen wiedererstehen, sowie das zentrale Freilichttheater. Die künstliche Wasserlandschaft im Zentrum soll saniert werden. Gepflegte Freiflächen mit Wiesencharakter für Spiel und Kulturangebote.

Die Erschließung sieht eine naturnahe landschaftsbezogene Erholung mit Angeboten aus Kunst, Kultur und Naturbeobachtung vor.

Ein den Zielen des nachhaltigen Tourismus verpflichtetes Verkehrskonzept setzt auf die Erschließung durch öffentliche Verkehrsmittel, verbesserte Anbindung für den Radverkehr und E-Rollern sowie eine neue Anlegestelle für Ausflugsschiffe. Autostellplätze für Personen mit Einschränkungen sind ebenfalls vorgesehen.

Derzeit wird das „Eierhäuschen“ durch die städtische BIM saniert, die Eröffnung ist 2022 vorgehen, die Kernzone des Parks folgt 2024 und 2026 erfolgt die Eröffnung der beiden Haupteingänge in der Nähe der Insel der Jugend und am „Eierhäuschen“.

Führungen, die einen Einblick in die Zukunft des neuen Spreeparks geben, werden durch GrünBerlin in der wärmeren Jahreszeit angeboten

Mehr zum Thema.