1. Einleitung

Die Region Berlin spürt die Folgen des Klimawandels bereits deutlich: Der Copernicus-Klimawandelservice 2024 dokumentiert für Europa einen Temperaturanstieg von 2,5 °C gegenüber vorindustriellen Werten, schneller als anderswo. In der Spreemetropole führen veränderte Niederschlagsmuster zu längeren Dürrephasen, verstärkten Starkregenereignissen und heftigeren Stürmen. Die dadurch entstehenden Schäden—von umgestürzten Bäumen über überflutete Straßen bis zu Stromausfällen—belasten Kommunen finanziell und gefährden die menschliche Gesundheit.

Heatmap Berlin Souverijns, N. (2024), Zenodo

Heatmap Berlin Souverijns, N. (2024)

Das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) warnt: Berlin zählt zu den am stärksten gefährdeten deutschen Großstädten, die Wärmeinsel-Effektdifferenz schlägt im Sommer mit bis zu 10 °C höheren Temperaturen als im Umland zu Buche. Hitzeereignisse führen zu weiterem Hitzestress: Die WHO schätzte 2022 in Europa 15.000 Hitzetote, in Deutschland registrierte das RKI 3.200 Hitzetote im Sommer 2023 und 3.000 im Sommer 2024. Hitze ist inzwischen für 96 % aller Opfer von Naturkatastrophen verantwortlich.

Zugleich wachsen die ökonomischen Risiken: Laut Studien könnten klimabedingte Schäden bis 2050 weltweit jährliche Kosten von etwa 36 Billionen € verursachen, erhebliche Verluste auch in deutschen Städten. Kommunale Klimaanpassung ist daher unverzichtbar, um Infrastruktur, Gesundheit und Wirtschaftsstandort zu schützen. Jede:r Einzelne kann einen Beitrag leisten – durch informierte Entscheidungen, aktive Beteiligung und umsichtige Projekte vor Ort.


2. Aktueller Stand und Handlungsbedarf

2.1 Hitzeinseln, Gesundheit und Soziales

  • Wärmeinseleffekt: Dichte Bebauung, Asphalt und fehlende Begrünung speichern tagsüber große Wärmemengen und geben sie nachts nur langsam ab. In Berliner Kerngebieten steigen Hitzeanteile um bis zu 10 °C im Vergleich zum Umland.
  • Gesundheitliche Risiken: Hitzestress führt zu Kreislaufproblemen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und kann bei vulnerablen Gruppen (Ältere, chronisch Kranke) tödlich enden. 2023 und 2024 gab es in Deutschland jeweils über 3.000 nachgewiesene Hitzetote in den Sommermonaten.
  • Soziale Dimension: Einkommensschwache Haushalte in schlecht isolierten Altbauwohnungen können häufig keine Klimaanlage installieren. Wohnungslosigkeit und beengte Mietverhältnisse verstärken die Anfälligkeit.

2.2 Starkregen und Überflutungsrisiken

  • Veränderte Niederschlagsmuster: Plötzliche, heftige Regenfälle überfordern Kanalisation und Versickerungskapazität, sodass Straßen, Keller und U-Bahn-Stationen überfluten.
  • Infrastrukturausfälle: Umgestürzte Bäume blockieren Straßen, Schienenwege und Oberleitungen. Strom- und Telekommunikationsnetze sind anfällig.
  • Ökonomische Schäden: Lieferketten werden gestört, Verkehrsstaus verursachen Umsatzeinbußen, Reparaturkosten steigen.

    berlininfo Fachführungen berlininfo guided tours - Foto: Christian Hajer

    Stauwasserkanal Berlin

2.3 Dürre und Wasserversorgung

  • Grundwasserspiegel-Rückgang: Längere Trockenphasen senken den Grundwasserspiegel, Stadtbäume vertrocknen, Staub- und Feinstaubbelastungen nehmen zu.
  • Risikogebiete: Besonders dicht bebautes Innenstadtterritorium ohne ausreichend Grün- oder Versickerungsflächen verschärft die Wasserknappheit für Grünanlagen.
  • Landwirtschaftliche Verflechtungen: Umgebende Landwirtschaft am Stadtrand leidet unter Wassermangel, was die Preise für regionale Nahrungsmittel steigen lässt und das Umland nachhaltig schwächt.

2.4 Biodiversität und Grünräume

  • Verlust an Artenvielfalt: Hitze, Trockenheit und Schadstoffbelastungen gefährden heimische Pflanzen und Tiere. Viele Arten können sich nicht schnell genug anpassen.
  • Klimabäume: Forschungseinrichtungen und Baumschulen empfehlen klimaresistente Baumarten (z. B. Hybriden aus europäischen Nachbarländern), um die Vitalität von Straßenbäumen langfristig zu gewährleisten. Fehlende Vernetzung der Grünflächen behindert die Entwicklung ökologischer Korridore.Baumbestandene Straße mit Fahrzeugen, Verschattung für Hitzeschutz zur Klimaanpassung in Berlin

2.5 Infrastruktur und Versorgungssicherheit

  • Energie- und Stromnetze: Hitze- und Starkregenschäden an Transformatoren, Kabeln und Freileitungen gefährden Stromversorgung. Gleichzeitig steigt der Strombedarf für Kühlanlagen in Privathaushalten, Büros und öffentlichen Gebäuden.
  • Verkehr: Asphaltverformung bei Hitze, Ausfall von Ampelanlagen bei Stromausfall, Bahnstrecken müssen bei extremen Temperaturen gedrosselt oder gesperrt werden.
  • Gesundheitsinfrastruktur: Krankenhäuser, Pflegeheime und Rettungsdienste brauchen Notfallpläne für Hitzewellen (Kühlung, personalverstärkte Schichten), viele Einrichtungen sind hier noch unzureichend ausgestattet.

3. Politik und Konzepte für kommunale Klimaanpassung

3.1 StEP Klima: Stadtentwicklung und Integrierte Strategien

  • StEP Klima 2011: Einführung eines informellen Planungsinstruments der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz, um Fachwelt und Öffentlichkeit für Klimarisiken zu sensibilisieren. Enthielt erste Best-Practice-Beispiele (Dachbegrünung, Retentionsflächen).
  • StEP Klima „Konkret“ 2016: Integration von Klimaanpassungsmaßnahmen in Wohnungsbau, Gewerbeentwicklung, Verkehrsplanung und Grünflächenkonzepte statt isolierter Fördertopfe. Fokus auf kompakte Stadt und Nachverdichtung („Stadt der kurzen Wege“), um Verkehrswege zu verkürzen und Grünflächen zu erhalten.• GIS-gestützte Modellierung: Hochaufgelöste Gebäude- und Vegetationsdaten werden genutzt, um lokale Hitze- und Überflutungsrisiken zu identifizieren und Prioritäten zu setzen.

3.2 Berliner Energiewendegesetz (BEWG) 2016

  • Klimaneutralitätsziele: Reduktion der CO₂-Emissionen um 40 % bis 2020 (Referenz 1990), 60 % bis 2030, Verwaltung ab 2030 CO₂-neutral, Gesamtziel Berlin 2050.
  • Öffentliche Verwaltung als Vorbild: Alle Senats- und Bezirksverwaltungen müssen energieeffizient wirtschaften, Liegenschaften klimafreundlich betreiben und Klimaschutzmaßnahmen vorantreiben.

3.3 Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK) 2018

  • Handlungsfelder: Energie, Verkehr, Gebäude- und Stadtentwicklung, Wirtschaft, private Haushalte, Konsum.
  • Zeitraum: Konkrete Maßnahmen für 2018–2020, mittelfristige Strategie bis 2030.
  • Klimafolgenmonitoring: Etabliertes System zur laufenden Beobachtung klimatischer Parameter (Temperatur, Niederschlag, Grundwasser, Luftqualität).

3.4 Berliner Regenwasseragentur (2018)

  • Initiatoren: Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK) und Berliner Wasserbetriebe.
  • Aufgaben: Koordination nachhaltiger Regenwassernutzung (Dachbegrünung, Rigolen, Rückhaltebecken), Beratung von Kommunen, Wohnungsunternehmen und Privaten, Entwicklung von Projektideen.

3.5 Hitzeaktionsplan (2022)

  • Bundesaufruf 2017: BM Gesundheit forderte Kommunen auf, Hitzeaktionspläne zu erstellen. Berlin legte seinen Plan am 20. Juni 2022 vor.
  • Kernbausteine:
    1. Hitzewarnsysteme: Frühwarnungen per App, SMS und Radiomeldungen für vulnerable Gruppen.
    2. Kühlzentren: Öffentliche Gebäude (Stadtteilzentren, Bibliotheken) werden bei extremer Hitze als „kühle Zuflucht“ ausgewiesen.
    3. Gesundheitskommunikation: Aufklärung für Ältere, chronisch Kranke, Pflegekräfte und Rettungsdienste.

3.6 Klima-Bürger*innenrat (2021)

  • Auslöser: Volksbegehren „Klimaneustart“ mit 24.812 gültigen Unterschriften.
  • Beschluss: Abgeordnetenhaus beschloss am 6. Mai 2021 die Einrichtung eines Rats, der Vorschläge für ein sozial gerechtes, klimaneutrales Berlin einreicht.
  • Ziel: Bürger:innen beraten Politik mit Handlungsempfehlungen, die in Gesetzesvorhaben und Strategien einfließen sollen. Erste Ergebnisse liegen vor und werden in Beschlüssen berücksichtigt.

3.7 Bildung, Information und Forschung

  • Klimamacher.berlin: Portal für Schulen und Jugendliche, das praxisnah Klimaschutz und -anpassung im eigenen Lebensumfeld vermittelt.
  • Stadtbaum der Zukunft: Kooperation von Universitäten, Forschungseinrichtungen und Baumschulen zur Auswahl klimaresistenter Baumarten.
  • Zivilgesellschaftlicher Druck: Initiativen wie Fridays for Future, „Letzte Generation“ und Extinction Rebellion üben Druck auf Politik und Verwaltung aus, Klimaanpassungsthemen in Verkehr, Kultur und Wirtschaft zu verankern.

    Protestaktion von Naturschützern für mehr Grün auf dem Berliner Schlossplatz im Sommer 2022.

    Aktion des NABU Berlin für mehr Grün am Schlossplatz vor dem Humboldt Forum im Sommer 2022.

3.8 Bundes- und Förderprogramme

  • BMU-Förderungen: Zuschüsse für kommunale Klimamanagerinnen und-manager, Hitzeaktionspläne, Energieeffizienz von öffentlichen Gebäuden.
  • BMWSB-Gelder (2023: 790 Mio. €): Finanzierung klimagerechter Umbauten von Innenstädten (Begrünung, Wasserflächen, klimaangepasste Fußgängerzonen).
  • Europäische Fonds: LIFE-Programm, EFRE, ELER unterstützen lokale Projekte zur Anpassung, Biodiversität und nachhaltiger Stadtentwicklung.

4. Maßnahmen und Interventionen

Das StEP Klima „Konkret“ nennt sechs Interventionsbereiche, die in Berliner Quartieren umgesetzt werden. Ergänzend sind weitere, ursprünglich weniger beachtete Themen wichtig.

4.1 Dach- und Fassadengestaltung

  • Begrünte Dächer/Fassaden: Klimaschutz durch Verdunstung, Speicherung von Regenwasser, Verminderung von Abflussspitzen im Kanal.
  • Photovoltaik-integrierte Dächer: Kombination aus grüner Oberschicht und Solarstromgenerierung senkt Gebäude-Temperaturen und produziert Energie.

4.2 Albedo und helle Beläge

  • Albedo-Erhöhung: Helle Pflastersteine, reflektierende Beschichtungen auf Dächern und Straßen mindern die lokale Temperatur.
  • Routinewartung: Regelmäßiges Reinigen und Erneuern, um die Rückstrahlleistung dauerhaft zu erhalten.

4.3 Urban Wetlands und Multifunktionale Grünzonen

  • Städtische Feuchtgebiete: Künstlich angelegte Nassbereiche, Teiche oder Tümpel wirken als Verdunstungskühler und bieten gleich­zeitig Biotopflächen für Pflanzen und Tiere.
  • Retentionsparks: Großflächige, temporäre Speicherflächen (z. B. in Parks und öffentlichen Grünanlagen) fangen Starkregen ab, bevor er kanalisiert werden muss.

4.4 Regenwassermanagement

  • Versickerungsstreifen & Rigolen: Grünstreifen entlang von Straßen und spezielle Versickerungs­anlagen in Parkplätzen entlasten Kanalisation und fördern Grundwasseranreicherung.
  • Regentonnen & Zisternen: Förderung privater Regenwassernutzung (Toilettenspülung, Garten­bewässerung) entlastet Trinkwassernetz und mindert Abflussspitzen.

4.5 Tageszeitabhängige Kühlung & Smarte Steuerung

  • Adaptive Lüftungssysteme: Öffentliche Gebäude und Tiefgaragen nutzen abendliche Kühle zum Nachtlüften und speichern kühle Luft in thermischen Speichern.
  • Echtzeit-Sensorik: Drahtlose Sensoren messen Temperatur, Feuchte und CO₂ in Quartieren. KI-gestützte Algorithmen prognostizieren Hitzephantome und Überflutungsrisiken, um mobile Kühl- bzw. Notfallteams bedarfsgerecht zu lenken.

4.6 Grüne Korridore & Biodiversität

  • Grünachsen: Verknüpfung von Parks, Straßenbäumen und Kleingartenanlagen zu durchgängigen, beschatteten Wegen. Diese unterbrechen Wärmeinseln und ermöglichen Artenmigration.
  • Artenförderstreifen: Wildblumenmischungen in Mittelschutzstreifen von Straßen und Tramtrassen unterstützen Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten.

4.7 Anpassung von Bau- und Wohngebäuden

  • Klimagerechte Bauvorschriften: Strengere Anforderungen an Wärmeschutz, Sonnenschutz (Lamellen, Aussen­jalousien), Luftdurchlässigkeit.
  • Passivhaus-Standards: Gute Dämmung, kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung verringern Energiebedarf für Kühlung, verbessern das Raumklima im Sommer.
  • Innenhofbegrünung: Begrünung von Hinterhöfen in Altbauquartieren (z. B. „Innenhof-Oasen“) schafft kleine Kühlecken und erhöht Versickerungsflächen.

4.8 Gesundheitsvorsorge & Notfallmanagement

  • Frühwarnsysteme: Versand von SMS/App-Push (z. B. „Hitzealarm Berlin“) an vulnerable Gruppen. Kooperation mit Pflege- und Sozialdiensten für Hausbesuche bei Hitzewellen.
  • Kühlzentren & Mobile Stationen: Öffentliche Gebäude (Bibliotheken, Stadtteilzentren) und mobile Busse werden zu temporären Rettungspunkten für Personen ohne Klimaanlage.
  • Schulinfrastruktur: Klimatisierte Pausen- und Ruhebereiche, Trinkwasserstationen sowie hitzeangepasste Stundenpläne (kaum Unterricht in heißesten Stunden).

4.9 Energieinfrastruktur & Kühlzentren

  • Lokale Kühldepots: Versorgungspunkte mit Kühlmöglichkeiten in Stadtteilzentren, die während extremer Hitze kostenlos zugänglich sind.
  • Notstromkonzepte: Mobile Diesel- oder Hybridaggregate in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Pflegezentren garantieren Kühlbetrieb bei Stromausfall.
  • Abwärmepotenziale: Nutzen von Abwärme aus Abwasser oder Industrieprozessen, um in Übergangszeiten (Frühjahr, Herbst) Gebäudeheizungen zu unterstützen und Energieressourcen zu schonen.

4.10 Mobilität & Verkehrsplanung

  • Beschattete Rad-/Fußwege: Anlage von Alleen mit klimastabilen Baumarten und Pergolen mit Kletterpflanzen entlang wichtiger Radrouten.
  • Hitzetaugliche ÖPNV-Fahrzeuge: Ausbau klimatisierter Busse und S-Bahn-Wagen, Installation von Ventilatoren und Beschattung an Haltestellen.
  • Elektromobilität: Ausbau sicherer, wetterfester Ladeinfrastruktur für E-Bikes und E-Scooter, um in hitzefreien Zeiten alternative Mobilität zu fördern.

4.11 Abfall- & Kreislaufwirtschaft

  • Städtische Kompostierung: Nutzung von Grünschnitt (Laub, Schnittgut) aus Parks und Straßen als Mulchmaterial für Baumpflanzungen.
  • Urban Gardening & Gemeinschaftsgärten: Förderung lokaler Nahrungsmittelproduktion, Verbesserung der Bodenstruktur, Schaffung von Mikroklimata in Hinterhöfen und Brachflächen.
  • Baustoff­recycling: Wiederverwendung von Beton- und Asphaltbruch aus Straßensanierungen für Versickerungsstreifen und Rigolen.

5. Beteiligung der Zivilgesellschaft

5.1 Nachbarschaftsinitiativen & Bürgerforen

  • Urban Gardening: Gemeinschaftliche Gärten in Hinterhöfen, auf Brachflächen und Dächern fördern Mikroklimata und soziale Vernetzung.
  • Klimavorsorge-Stammtische: Regelmäßige Treffen in Kiezkneipen oder Bürgerzentren, bei denen Anwohner:innen Vorschläge für lokale Klimaprojekte diskutieren.
  • Digitale Plattformen: Portale wie „Klimanet Berlin“ ermöglichen Projektvorstellungen, Vernetzung von Freiwilligen und Zugang zu Förderinfo.

5.2 NGOs, Protestbewegungen & Ehrenamt

  • Fridays for Future (FFF): Jugendbewegung, die mit Demonstrationen und Aktionen im Regierungsviertel politischen Druck für Klimaschutz und -anpassung aufbaut.
  • Letzte Generation & Extinction Rebellion: Konfrontative Protestaktionen (Blockaden, Besetzungen), die Aufmerksamkeit für Klimarisiken im Straßenverkehr und in Kultureinrichtungen erzeugen.
  • Ehrenamtliche Klimabotschafterinnen und-botschafter: Freiwillige, die in Schulen, Senioreneinrichtungen oder Nachbarschaftshäusern Workshops zur Hitze- und Starkregenprävention durchführen.

5.3 Klimarat & partizipative Strukturen

  • Bezirkliche Klimaräte: Ausbau von Beratungsräten in den Bezirken, um lokale Besonderheiten wie Mikroklimata oder spezielle Vulnerabilitäten zu berücksichtigen.
  • Jugendbeteiligung: Einbindung von Schulen in Klimaworkshops, Wettbewerbe („Klimaschutzprojekt des Jahres“) und Planung von Schulhöfen als Grüne Oasen.

5.4 Bildung & Awareness-Kampagnen

  • Workshops aller Altersgruppen: Themen von „Hitzeschutz & Gesundheit“ in Seniorengruppen bis zu „Urban Gardening“ in Jugendzentren.
  • Infomaterial in öffentlichen Einrichtungen: QR-Codes und Flyer in Bibliotheken, Bürgerämtern und Stadtteilzentren mit Förderhinweisen, Verhaltensregeln und Anlaufstellen bei Extremwetter.
  • App „Hitzealarm“: Echtzeit-Warnungen, Infos zu Kühlzentren, Trinkbrunnen-Standorten (z. B. Berliner Wasserbetriebe).

6. Finanzierung und Förderprogramme

6.1 Europäische Fonds

  • LIFE-Programm: EU-Förderung für Pilotprojekte in Klimaanpassung, Biodiversität und nachhaltiger Stadtentwicklung.
  • EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung): Unterstützung kommunaler Infrastrukturprojekte, die Resistenz gegen Wetterextreme stärken (z. B. Blau–Grün-Infrastrukturen, Flussuferrevitalisierung).
  • ELER (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums): Förderung von Agroforst-, Grünflächen- und Versickerungsprojekten am Stadtrand für Hitzeschutz in benachbarten Gebieten.

6.2 Bundes- und Landesmittel

  • BMU-Förderungen: Zuschüsse für kommunale Klimamanagerinnen und-manager, Hitzeaktionspläne, energieeffiziente Modernisierung öffentlicher Gebäude.
  • BMWSB-Investitionen (2023: 790 Mio. €): Finanzielle Unterstützung für klimagerechten Umbau von Innenstädten (Plätze, Fußgängerzonen, Wasserflächen).
  • Klimainvestitionsprogramm (KIP): Landesmittel zur Finanzierung von Grünflächenentwicklungen, Gründächern, Versickerungslösungen und öffentlichen Kühlzentren.
  • Landesprogramm Berlin 2030: Spezielle Förderrichtlinien für Quartiersentwicklung in Hitze- und Überschwemmungsgebieten, Priorisierung benachteiligter Quartiere.

6.3 Bezirksbudgets & lokale Eigenmittel

  • Pilotprojekte pro Bezirk: Dezentrale Kleinprojekte wie beschattete Schulhöfe, Pflanzinsel-Initiativen oder wasserdurchlässige Beläge werden aus Bezirksbudgets finanziert.
  • Stiftungskooperationen: Private Förderer (z. B. Stiftung Zukunft Berlin, Stiftung Naturschutz Berlin) unterstützen gemeinwohlorientierte Klimaprojekte in Kiezen.
  • Public-Private Partnerships (PPP): Zusammenarbeit mit Versorgungsunternehmen und Tech-Startups für smarte Anpassungslösungen (Sensorik, Apps, Retentionsbecken).

6.4 Private Investitionen & Bürgerspenden (ergänzend)

  • Crowdfunding für Nachbarschaftsprojekte: Plattformen wie „Berlin Crowd“ finanzieren Mikro-Gärten, mobile Wasserspender, Straßenbaum-Pflanzaktionen.
  • Green Bonds: Stadt Berlin gibt Anleihen aus, um Kapital für grüne Infrastruktur (Klimaresilienz, Wasserinfrastruktur, Gehölzanlagen) einzuwerben.

7. Ausblick und Handlungsaufruf

Die kommunale Klimaanpassung in Berlin bleibt ein langfristiger, dynamischer Prozess. Entscheidend sind Interdisziplinarität, Partizipation und politische Kontinuität:

  1. Monitoring & Datenbasierte Anpassung:
    • Stetige Weiterentwicklung des Klimafolgenmonitorings (Temperatur, Niederschlag, Grundwasser, Luftqualität, Gesundheitsstatistiken) auf Quartiersebene.
    • Nutzung von Smart-City-Sensorik und KI-gestützten Prognosen, um Hitze- und Überflutungsrisiken rechtzeitig zu erkennen und Maßnahmen zu priorisieren.
  2. Flexible Projektsteuerung & Budgetierung:
    • Beschleunigte Entscheidungswege in Verwaltung und Bezirken, um Pilotprojekte (Pop-up-Grünflächen, mobile Kühlstationen) kurzfristig umzusetzen.
    • Verknüpfung von Klimaanpassung mit Verkehrswende, Energiewende und Sozialplanung, um synergetische Effekte zu erzielen.
  3. Partizipation & Soziale Gerechtigkeit:
    • Einbindung aller Alters- und Einkommensgruppen in Planungsprozesse (Quartiersräte, Bürgerhaushalt, Workshops).
    • Priorisierung von Maßnahmen in besonders benachteiligten Quartieren, die unter Hitze, Verkehrslärm und Luftverschmutzung stark leiden.
  4. Bildung & Sensibilisierung:
    • Ausbau von Bildungs- und Informationsangeboten in Schulen, Volkshochschulen und digitalen Medien, um Verständnis für Anpassungsmaßnahmen zu stärken.
    • Förderung von Klimabotschafterinnen und-botschaftern in Nachbarschaften, um lokale Akzeptanz und Eigeninitiative zu erhöhen.
  5. Forschung & Innovation:
    • Aufbau von Living Labs für smarte Klimaanpassung (Sensorik, KI-Modelle, adaptive Architektur), um Lösungen im realen Umfeld zu testen.
    • Intensive Kooperation mit Universitäten (TU Berlin, HU Berlin, PIK), um stadtspezifische Anpassungskonzepte zu entwickeln und zu evaluieren.
  6. Politische Verbindlichkeit:
    • Sicherstellung verlässlicher Haushaltsmittel für Klimaanpassung in kommenden Senats- und Bezirksbudgets.
    • Regelmäßige Evaluierung und Aktualisierung bestehender Strategien (StEP Klima, BEK) unter Einbezug neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und Feedbacks.

Buchen Sie eine Führung zum Thema kommunale Klimaanpassung und urbane Resilienz in Berlin hier